«Aufhören, wenn es am schönsten ist.»

Kathrin Steiger verlässt Ende August nach zehn Jahren die Schtifti Foundation. Die Geschäftsführerin übergibt an Tobias Schoen, Leiter Marketing und Fundraising, der die Stiftung in einer Co-Leitung führen wird.

Liebe Kathrin. Du hast dich entschieden, die Schtifti per Ende August zu verlassen. Was hat dich dazu bewogen?
Kathrin: Zehn Jahre Schtifti, mein 40. Geburtstag und dann zu gehen, wenn es am schönsten ist, fand ich vernünftig. Das Herz hinkt dieser Entscheidung noch etwas hinterher (schmunzelt).

Zu deinen Zukunftsplänen gibst du dich bedeckt. Hand aufs Herz, da gibt es doch bestimmt schon ein paar Pläne.
Es ist wirklich so, dass ich noch keine Pläne habe. Klar ist, dass ich mit meiner Familie ab September eine dreimonatige Reise antreten und ich meine Masterarbeit für meinen MAS Coaching, Supervision und Organisationsberatung schreiben werde. Momentan geniesse ich das Gefühl des Ungewissen. Ich freue mich aber, mich in den nächsten Monaten damit auseinanderzusetzen, ob ich der NGO-Branche treu bleiben möchte, es eher Richtung Organisationsentwicklung gehen soll oder vielleicht sogar eine Kombination davon sein wird. Sicher ist, dass ich in irgendeiner Weise Menschen und Teams in ihren Entwicklungen begleiten möchte.

Was wirst du an der Schtifti besonders vermissen?
Vieles, das mir wohl noch gar nicht richtig bewusst ist. Sicher aber die konsequente und zielgerichtete Arbeit für die Sache: Wie können wir am effizientesten und effektivsten bei den Jugendlichen eine Wirkung erzielen? Gleichzeitig haben wir in dieser Aufgabe einen grossen Gestaltungsspielraum, das gibt einen unglaublichen Drive. Auch das Gefühl, in einem Team zu sein, das jeder Herausforderung gewachsen ist und dabei viel Spass hat, ist für mich unbezahlbar.

Was waren die Höhepunkte deiner zehn Jahre bei der Schtifti?
Ach, da gibt es unglaublich viele. Natürlich die jährlichen Benefizanlässe, an denen Künstler*innen, alle Mitarbeiter*innen, Botschafter*innen, Partner*innen und Unterstützer*innen für einen Abend zusammenkommen. Auch die Momente, wenn wichtige Partner die Zusammenarbeit verlängern oder neue dazukommen. Aber oftmals waren es die kleinen, leisen Momente, die mich glücklich und stolz machten: An GORILLA Workshops die Schüler*innen bei ihren Erfolgsmomenten zu erleben. Zu sehen, wie Mitarbeitende in ihren Aufgaben aufblühen oder wie in komplexen Situationen im Austausch grossartige Lösungen entstehen. GORILLA hat sich seit der Lancierung vor zehn Jahren dank so vielen engagierten Personen unglaublich weiterentwickelt, professionalisiert und etabliert. An allen Entwicklungsschritten mitwirken zu können, hat mich sehr erfüllt.

Tobi, nun zu dir: Du hast lange in der Kommunikationsbranche gearbeitet, wieso hast du vor drei Jahren den Schritt in die Welt der Gesundheitsförderung gemacht?
Tobi: Mein letzter Job in der Kommunikationsbranche war sehr, sehr anstrengend. Mir war ziemlich schnell klar, dass mich diese Situation nicht über Jahre hinweg befriedigen würde. So habe ich mich nach Alternativen umgeschaut und als ich von der offenen Stelle bei der Schtifti hörte, dachte ich, why not?! Danach hiess es immer wieder: «Jetzt machst du etwas Sinnvolles.» Lustigerweise war das nie meine Hauptmotivation. Viel wichtiger war mir, dass man sich bei der Schtifti voll einbringen und was «reissen» kann. Aber es ist schon sehr befriedigend, etwas zu tun, was für die Gesellschaft von grosser Relevanz ist.

Ihr habt euch für eine Co-Geschäftsleitung entschieden – wieso?
Da gibt es primär zwei Gründe. Einerseits durfte ich die letzten zwei Jahre eng mit Kathrin arbeiten, was ich enorm geschätzt habe. Auch in Zukunft möchte ich auf eine*n Sparring-Partner*in zählen können. Andererseits teilten sich Kathrin und Roger viele Jahre die Geschäftsführung. Die Schtifti ist gut vertraut mit diesem Modell und es passt zu unserem Verständnis, wie diese Organisation geführt werden soll.

Wie blickst du dem GL-Wechsel entgegen?
Kathrin wird eine riesige Lücke hinterlassen, da mache ich mir keine Illusionen. Wie sie das Team geführt und zu Höchstleistungen gebracht hat, ist sehr inspirierend. Aber es ist auch sehr verständlich, dass sie nach zehn Jahren bei der Schtifti eine Veränderung sucht. Ich bin guter Dinge, dass wir die tolle Team-Kultur beibehalten können, da wir das ganze Team in den Nachfolge-Prozess miteinbeziehen.

Kathrin: Ich sehe es aber auch pragmatisch. Wechsel sind immer eine grosse Chance. Welche Person brauchen wir, um den nächsten Schritt zu machen? Es haben sich bereits ganz interessante Kandidat*innen gemeldet und es ehrt mich, dass sich Leute mit so viel Know-how und Erfahrung für uns interessieren.