Pilotprojekt bewegtes Gaming an Stadtzürcher Schulen

Kinder und Jugendliche bewegen sich zu wenig, gleichzeitig erfreuen sich Online-Games grosser Beliebtheit. Die Schtifti Foundation möchte im Rahmen eines Pilotprojekts das Potenzial von sogenannten Exergames im Schulumfeld evaluieren. Dabei geht es um die Frage, wie bewegtes Gaming sinnvoll und nachhaltig in den Schul- und Lebensalltag der Schüler:innen eingebunden werden kann. Projektleiterin Sina Candrian stellt sich unseren Fragen.

Liebe Sina. Starten wir mit einer einfachen Frage: Was ist ein Exercube?
Sina Candrian: Der Exercube ist ein grosser, begehbarer Würfel und umfasst 3x3x3 Meter Spielraum. Er fordert dich sportmotorisch wie auch kognitiv heraus. Und das Wichtigste, das bewegte Gamen macht jede Menge Spass für Klein und Gross.

Was habt ihr mit dem Exercube an Zürcher Primarschulen vor?
Sport und Bewegung stellen einen guten Ausgleich zum schulischen Alltag her und wirken sich nicht nur positiv auf den Körper, sondern auch auf den Geist aus. So konnte gezeigt werden, dass Sport und Bewegung zu einer verbesserten Aufmerksamkeit und sogar zu besseren Gedächtnis- und Schulleistungen führen. Mit dem Pilotprojekt wollen wir herausfinden, wie der Exercube in den Schulalltag integriert werden kann. Zusätzlich haben die Schüler:innen vor der Intervention einen kognitiven und sportmotorischen Test absolviert. Konkret untersuchen wir, wie sich sportliche Trainings über zwei Monate auf die Aufmerksamkeit und das Gedächtnis bei Kindern und Jugendlichen auswirken.

Was sind die ersten Rückmeldungen, die ihr von Kindern und Lehrpersonen erhalten habt?
Die Schüler:innen finden den Cube grossartig, sie gehen gerne hin und sind top motiviert. Natürlich wollen alle den Highscore knacken. Mich überrascht aber auch das sehr positive Feedback der Lehrpersonen. Eine Lehrerin erzählte mir, dass sie am Sonntag normalerweise von zu Hause aus den Unterricht vorbereite, nun sei sie aber extra wegen dem Exercube in die Schule gekommen – sie finde diesen cool und habe sich auch schon ab und an einen Muskelkater eingefangen.

Bis anhin setzte die Schtifti Foundation primär auf Bewegung durch Freestylesport, nun dieses Projekt mit bewegtem Gaming. Was erhofft ihr euch davon?
Im Zentrum steht die Bewegung. Die Schweizer Bevölkerung bewegt sich eindeutig zu wenig, 42% ist übergewichtig. Die WHO-Empfehlung für Kinder im Schulalter von täglich 60 Minuten moderater bis intensiver körperlicher Aktivität erreichen in der Schweiz nur 14% der Kinder. Die Schüler:innen verbringen ihre Freizeit immer mehr sitzend und gamend. Der Exercube fordert nicht nur Schüler:innen heraus, die gerne gamen sondern auch sportliche Kids werden gefördert. Wir hoffen, dass der Cube somit sport- wie auch gamebegeisterte Schüler:innen abholt und einen positiven Effekt auf sie hat.



Gaming-Elemente im Sportunterricht zu nutzen, scheint sinnvoll und realistisch, mit Gaming allgemein einen bewegten Unterricht zu fördern hingegen sehr herausfordernd. Wie ist deine Einschätzung, hat das Chancen?
Lass uns einen Perspektivenwechsel machen, im Sportunterricht bewegen sich auch nur die Schüler:innen gerne, die sich so oder so schon oft bewegen. Wer kein Bock hat, sich zu bewegen, der- oder diejenige macht keinen Schritt zu viel, auch nicht im
Sportunterricht. Der Exercube sollte genau diese Brücke zwischen dem Sportunterricht und der bewegten Pause im Schulunterricht schlagen. Mit dem Fakt, dass sich die Schweizer Bevölkerung zu wenig bewegt, ist auch das Schulsystem gefordert, mehr Bewegung in den Schulalltag einzubauen.

Wie geht das Projekt weiter und wann dürfen wir erste Resultate erwarten?
Das Pilotprojekt wird bis im Juni 2023 an zwei verschiedenen Standorten in Zürcher Stadtschulen durchgeführt. Bis Ende 2023 werden die Daten ausgewertet und danach können die ersten Resultate publiziert werden. Es dauert also noch ein bisschen.

Herzlichen Dank liebe Sina für die spannenden Einblicke in dieses Projekt.